Rest in Piece
BEOBACHTUNG
Ein unscheinbarer, ausziehbarer Tisch - einfach und praktisch - hat ausgedient.
Es kommt das Gefühl auf, an diesem Tisch bereits einmal gesessen zu haben.
Kleinbürgerliche, biedere Optik und eine strenge Tischkultur schieben sich ins Bewusstsein, gleichzeitig die Aussage, die seit Kindheitstagen durch den Kopf geistert:
„Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst...“
TRANSFORMATION
Es stellt sich ein Bedürfnis ein diesen Boten längst vergangener Zeiten zu transformieren, etwas Anregendes zu schaffen, alte Muster zu durchbrechen und aus ihnen etwas Neues wachsen zu lassen. Dekonstruktion und Zerstörung bedeutet nicht, das Alte zwangsläufig zu vernichten und abzuschaffen.
In der eingehenden Analyse des Möbelstücks und seinem Bezug zu meinem Empfinden lerne ich, das meine Prägungen ein Teil von mir sind. Egal wie sehr ich versuche, sie zu überwinden. Sie werden immer in mir bleiben, aber vielleicht in einer anderen Form.
Durch die experimentelle physische und logische Dekonstruktion Hand in Hand mit der eingehenden Analyse werden Bedeutung, Zusammenhänge und Symboliken entdeckt und herausgearbeitet. Hierbei begegnet man der Chance und Herausforderung von etwas generischem, alltäglichem, „etwas, das jeder hat“, hin zu einer gesellschaftlichen Betrachtung, einer noch offenen Frage zu kommen.
STUHL
Eine neue Form und neue Funktion erscheinen bereits nach einer simplen Manipulation des Ausgangsobjekts als immer dagewesen und in sich schlüssig. Auch in der neuen Manifestation als Schaukelstuhl bleiben Stil und grundlegende Ästhetik der zusammengefügten Einzelteile weitestgehend erhalten.
KREUZ
Die handwerkliche Dekonstruktion des Tisches fördert, im Zuge des Gebrauchs schleichend entstandene und verborgene, symbolhafte Informationen in Form eines Kreuzes auf neutralem Hintergrund zu Tage, das sogleich als schlichter, frommer, Schmuck in das gerade entstehende Ensemble eingefügt wird.
VASE
Die Beinkonstruktion des Tisches wird im Sinne eines Readymade lediglich mithilfe einiger Blumen zum dekorativen Element umgedeutet, das wiederum die bürgerlich-fromme, fast schon karikierend schlichte und spießige Wohnsitiuation, auf die das Werk hinweist bietet, unterstreicht.
DAS ENSEMBLE
Es findet sich eine formal wie inhaltliche Reduktion auf das Wesentliche wieder. So gesehen ist es ein vermeintlich zeitloses Extrakt einer Wohnsituation, wie sie vielerorts in Europa gefunden werden kann.
Allein drei Elemente in Kombination schaffen eine Mischung zwischen protestantischem Ambiente und bürgerlicher Wohn-Ästhetik. Das Funier mit Bucheoptik lässt hierzu passend aus ihrem eigenen, intrinsischen Bildeindruck assoziieren, das zwangsläufig die Frage aufwirft: Verbirgt sich solch ein Kreuz vielleicht unter unser aller Tische?
Ich frage mich erinnernd an meine Herkunft: Unter welche Tische stelle ich meine Füße? Dieser Tisch birgt darüber hinaus eine noch unbekannte, verspielte, freie Lebensweise, die schon von Beginn an in dem Tisch schlummert.