The Great Wuppertal Walk
Inspiriert durch die von Marina Abramovic und Ulay 1988 durchgeführte Performance führten wir ein ähnlich angelegtes Projekt durch. Marina Abramovic und Ulay starteten von den entgegengesetzten Enden der chinesischen Mauer einen Lauf entlang des 2000km langen Bauwerks, Abramovic vom gelben Meer, Ulay von der Wüste Gobi aus, um sich in der Mitte zu treffen. Die ursprüngliche Planung, die 1980 begann, sah vor, dass die beiden einander bei ihrem Treffen in der Mitte heiraten. Da sich das Genehmigungsverfahren für die Performance seitens der chinesischen Regierung jedoch acht Jahre lang hinzog und sich in dieser Zeit die Beziehung der beiden veränderte, entschieden sie sich dafür, nicht zu heiraten und sich stattdessen nach ihrem Treffen auf der Mauer zu trennen.
In unserem Projekt starteten wir von den Hauptbahnhöfen unserer Wohnorte (Düsseldorf, Essen, Dortmund) aus zu einem Lauf zum Wuppertaler Hauptbahnhof. Wuppertal lag als größere Stadt in etwa von allen drei Städten gleich weit entfernt. Als erster startete Fabian Wolter gegen halb acht, etwa eineinhalb Stunden später starteten am Essener Hauptbahnhof Melina Zöller und René Omenzetter und am Düsseldorfer Hauptbahnhof Sangwoo Cheon. Wir liefen alle die von Google Maps vorgeschlagene schnellste Route für Fußgänger.
Beinahe zeitgleich trafen wir gegen 17 Uhr am Nachmittag schließlich wie geplant am Wuppertaler Hauptbahnhof ein. Der Lauf wurde von uns allen vielfältig dokumentiert (Fotografien, Videos, Gedanken in Schriftform, gefundene Objekte). Mit dem von uns allen zusammengetragenen Material konzipierten wir im Anschluss gemeinsam eine multimediale Rauminstallation.
An einer Wand wurde mithilfe einer roten Schnur der jeweilige Streckenverlauf maßstabsgetreu nachgebildet und um diesen herum Fotografien und Schriftstücke des Laufes arrangiert. Auf einem Sockel wurden die gefundenen Gegenstände präsentiert und über einen Beamer wurden die zahlreichen Videos an eine zweite Wand projiziert. Weiterhin liefen im Hintergrund geloopte Audiomitschnitte, die während des Laufes aufgenommen wurden. In einer Ecke des Raumes zwischen den beiden Wänden lagen die von Sangwoo während seiner Wanderung getragenen Kleidungsstücke.
So entstand ein temporärer Raum, welcher unsere individuellen Eindrücke, Empfindungen und Gedanken gebündelt und vielschichtig erfahrbar machte. Hierin sehen wir eine Art Fortsetzung vom Aspekt des individuellen Gehens und unserer kollektiven Erfahrung des gemeinsamen Ankommens in Wuppertal.
Eine Projektarbeit von Sangwoo Cheon, Fabian Wolter, Melina Zöller und René Omenzetter